Eine der ausgereiftesten Drachenkonstruktionen ist der japanische Rokkaku. Kaum ein anderer Drachen ist so vielseitig einsetzbar, kaum ein anderer Drachen steht aerodynamisch so stabil und ruhig in der Luft. Aus diesem Grund eignet sich dieser Drachentyp ganz besonders zur Modifikation als Leichtwindausführung. Der Drachen mit seiner Fläche von fast 4m² kann einen beträchtlichen Zug auch schon bei wenig Wind entwickeln.
Eines der High-Lights beim Ibaer Drachenfest ist der Rokkaku-Wettkampf. Der Rokkaku ist ein traditioneller japanischer Kampfdrachen. Sein Name bedeutet Sechseck. Ziel des Wettbewerbs ist, die Drachen der Gegner durch geschicktes Flugmanöver zu Boden zu bringen. (Foto aus 2008, auf dem Weltschlüssel)
Eine Sturmflut beschädigte 1736 in der Edo-Ara, die Deiche des Nakanokuchi. Dort im Bezirk Nigata an der Westküste Honschus, der größten der vier Hauptinseln Japans, lebte zu dieser Zeit Lord Mizoguchi. Er ließ die Uferbefestigungen reparieren. Anlässlich der Feier zur Fertigstellung des Kanals schenkte er den Bewohnern des Dorfes Shirone einen großen Drachen. Das riesige Fluggerät aus Bambus und Nishinouchi Papier wurde hoch über dem breiten Kanal geflogen. Bei seiner Landung auf der gegenüber liegenden Uferseite beschädigte er Reisfelder und einige Hütten der Dorfbewohner. Es drohte Unheil im Dorf. Lord Mizoguchi aber entschied, dass die Streitigkeiten nicht mit der Faust, sondern mit Drachen ausgetragen werden sollten.
Das Kampfdrachenfest von Shirone war geboren !
Bis heute wurde diese Tradition aufrechterhalten. Traditionell werden diese Kämpfe mit dem 3,3 Meter großen Rokkaku-Drachen durchgeführt. Der Rokkaku, ein auf der Spitze fliegender Hexagondrachen der vornehmlich in Sanjo und Shirone (Japan) von Drachenspezialisten gebaut wird ist gut zu lenken und benötigt so nur ein Team von drei bis fünf Mann. Die Vorderseite ist mit Kriegermotiven, neuerdings auch mit Werbeslogans geschmückt. Diese Kampfdrachen werden von beiden Seiten der Flußufer geflogen, die Drachen fliegen über dem Fluss und jedes Drachenteam versucht, des Gegners Leinen zu durchtrennen und dessen Drachen in den Fluss zu stürzen, den eigenen aber auf die heimatliche Seite zu retten. 13 Teams mit über 200 Drachen kämpfen fünf Tage um den Sieg, der abschließend mit einer großen Zeremonie gefeiert wird. In vielen asiatischen Ländern finden Drachenfeste statt, bei denen oftmals Drachenkämpfe zwischen rivalisierenden Gruppen oder Einzelpersonen zu den Höhepunkten gehören. Schönheit, Geschichte und Tradition sind Attribute, die diese Drachen in besonderem Maße auszeichnen.
Zum Drachen:
Die Grenze der Drachengröße ist für Einzelkämpfer maximal 125cm, alles darüber wird in der Mannschaft geflogen. Aber es darf sich immer nur um einen Rokkaku, d.h. einen sechseckigen Drachen handeln, andere Formen sind nicht erlaubt.
Der Start und Ablauf:
Geflogen wird auf einem abgesteckten Feld, welches nicht verlassen werden darf. Teil nehmen können eigentlich unbegrenzt viele. Sollten aber nicht mehr als 15 bis 20 Teilnehmer pro Gruppe sein. Es stellen sich alle Kampfwilligen in einer Linie auf, die Leine wird je nach Wind 20-40 Meter ausgelegt, der Drachen wird jeweils von einem Starthelfer gehalten. Der Schiedsrichter gibt das Zeichen zum Start, danach darf gekämpft werden. Es werden immer drei Durchgänge durchgeführt.
Dazwischen haben die Teilnehmer 5-10 Minuten Zeit um Ihre Drachen bzw. den Knotensalat zu entwirren, notfalls auch mit dem Messer - was leider nicht immer so einfach ist !!!
Ziel:
Ziel ist es, die anderen entweder abzuschneiden oder aus dem Gleichgewicht zu bringen, so dass sie zu Boden stürzen. Hat ein Drachen diesen berührt, so ist er für diesen Durchgang ausgeschieden. Wird eine Schnur abgeschnitten, so kann sie innerhalb des Feldes wieder gefangen werden und man darf weiter teilnehmen. Wer sich allerdings absichtlich aus dem Kampf heraushält, der erhält eine Verwarnung, dann sogar die Disqualifikation.
Wertung:
Die letzten fünf Teilnehmer erhalten in der Reihenfolge des Ausscheidens 1 - 2 - 3 - 4 und 6 Punkte. Wer die meisten Gesamtpunkte in den drei Durchläufen erhalten hat ist der Sieger. Bei Punktegleichstand wird ein Stechen durchgeführt !
Zu einem guten Kampf gehört auch eine gute Kampfmusik. Wir verwenden als Kampfmusik ein Stück von dem Interpreten "Kodo", aus seinem 1998 Album "Blessing of the earth", den Titel “ZUKO”.
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Weil sich in 2006 ein Teilnehmer beim Rokkakukampf schwer verletzt hatte, wurde ein Jahr später eine neue Kampfklasse eingeführt, nämlich die "Senioren-Rokkaku-Kampf Ü50+"
Diese wurde extra für die in die Jahre gekommen Drachenflieger ins Leben gerufen. Damit die Verletzungsrate nicht zu hoch wird. Man nennt Sie auch den “CLUB der alten SÄCKE”. Der "Senioren-Rokkaku-Kampf Ü50+" wurde in 2015 letztmalig in Iba ausgetragen.
Rokkaku's werden aber nicht nur als Kampfdrachen einsetzt bzw. gibt es nur in eine Größe, sondern es gibt diese in verschieden Größen und Darstellungen.
Der Drachenclub Himmelsstürmer Kassel präsentierte 2002 sein Vereinsprojekt “Rokkakupuzzle”. Das war ein aus 6 Rokkaku's zusammen gesetzter Drachen. Die Drachen waren untereinander mit Klettband verbunden und mit einem Ruck konnte man die Drachen dann einzeln fliegen, da jeder der sechs Teilnehmer eine separate Leine für seinen Drachen hatte. In 2004 war dann das Jahr der "Mini-Rokkaku’s", mit Rokkakukampf in Miniformat bzw. fliegen einer "Mini-Rokkaku-Kette".